Die bisher im wissenschaftlichen Betrieb gängige Behandlung von Inschriftenstandorten war die der genauen Lagebeschreibung bzw. die Darstellung innerhalb eines zweidimensionalen Lageplans. Verschollene Inschriftenträger wurden ebenso lokalisiert. Eine optische Aufbereitung wurde daher nur sehr peripher gewährleistet.
Für den Bereich der Epigraphik einmalig hat man am epigraphischen Forschungs- und Dokumentationszentrum den Versuch gestartet, Inschriftendenkmäler einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ohne auf herkömmliche und starre Hilfsmittel wie Dias oder Printmittel zurückgreifen zu müssen. Zu diesem Zweck werden Movie-Dateien (Apple: Scene-Dateien) geschaffen. Aufgebaut ist die Datei als virtueller Raum, in dem man sich mittels Maus und Tastatur bewegen kann. Einzelne Inschriftendenkmäler können im Detail ausgewählt werden, kopiale Überlieferungen in den Raum integriert werden. Inschriftendetails können exakt dargestellt werden, ohne den Zusammenhang zur gesamten Raumkomposition zu verlieren. Mit geeigneter Technik , d.h. in der Regel mittels Videobeamer, kann man den dargestellten Raum z.B. während Vorträgen zeigen, d.h. sich mit dem Zuhörer virtuell durch den Raum bewegen und den genauen Standort einzelner Inschriftenträger besser vermitteln. Inschriftendetails können jederzeit in beliebiger Reihenfolge eingefügt und sogar kopiale Überlieferung integriert werden.
Vorteil dieser Methode ist es also, mehrschichtige komplexe Darstellungsarten (mit einer Verknüpfung Bild-Textinformation) innerhalb einer Datei zu verbinden. Die technischen Voraussetzungen sind sehr niedrig und auch die speziellen Fachkenntnisse des Anwenders schnell erlernbar. Zudem sind die Basiskosten ebenso wie die Verbreitungskosten sehr gering. Die technische Ausrüstung – eine digitale Kamera und die Computerprogramme Spin Panorama 2.01 und QTVR Authoring Studio (beides für Apple optimiert) – kostet einmalig ca. 800 EUR, die Einarbeitung in die Technik ist innerhalb eines Tages möglich.
Natürlich ist diese Art der Darstellung auch mit Nachteilen versehen. Zum einen ist die Bewegung durch den virtuellen Raum nur innerhalb vordefinierter Standorte und von dort aus mittels Zoomen möglich. Zum anderen sind nachträgliche Veränderungen der Datei mit einem hohen Zeitaufwand versehen. Theoretische Alternative ist so eine Darstellung mittels eines CAD/CAD++-Programmes, welche diese Nachteile kompensieren könnte. Allerdings sind bei CAD/CAD++-Programmen die Vorschubkosten erheblich höher und die Einarbeitungszeit wesentlich länger.
Das hier erstellte Beispiel stellt den Kreuzgang bzw. die Nicolaikapelle des ehem. Klosters Indersdorf (Reg.bez. Oberbayern / Deutschland) dar. Zum Abspielen benötigen sie das Programm Quick Time 4.0 oder höher, welches kostenlos und online bei Apple zur Verfügung steht.
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Bewegen Sie den Mauszeiger an eine beliebige Stelle obigen Bildes und klicken Sie. Sie erhalten dann eine dreidimensionale Darstellung des Kreuzganges von Indersdorf mit Detailansichten der dazugehörigen Inschriften.